2018 Deutschland von Süd nach Nord

Tourvorbereitung von Füssen nach Cuxhaven

So langsam wird es ernst. Nachdem mich zwei Operationen stark zurückgeworfen haben und die Vorbereitung völlig auf den Kopf gestellt haben, bin ich nun doch bereit die Tour anzugehen.

Dieses Mal soll sie von Füssen nach Cuxhaven gehen. Die längste und anspruchsvollste Tour.

Solange ich noch jung bin (mit fast 43!!!) will ich diese Herausforderung bewältigen.

Vielleicht verfolgt der ein oder andere meine 3 wöchige Radtour. Für diese Menschen werde ich hier täglich ab 01.05.18 jeden Abend einen Bericht und Fotos einstellen. Somit kann ich mein erlebtes teilen.

Ich freue mich über Reaktionen, Kommentare, Fragen und Anregungen. Auf diese werde ich dann umgehend antworten.


01.05.2018 Mit dem Zug nach Füssen

So nun ist es wieder soweit. Radtour 2018 von Füssen nach Cuxhaven liegt an. Die Zugfahrt hat wieder erwarten, sehr gut geklappt. Keine Verspätungen oder andere Hindernisse. Da muss ich sogar ein Lob aussprechen an die Zugbegleiter des IC2083 und IC 2085. Haben spontan zugegriffen beim einsteigen. Sehr nett und höflich kommuniziert. Top!

Den Bergen kam ich immer näher. Nochmals umsteigen in Augsburg. Immer dabei, der Glücksbringer, Bär „Valentin“.

Nun etwas in der JH Füssen nochmal gestärkt, Klamotten für morgen rausgelegt und dann entspannt Champions League gucken.

Also bis morgen!


02.05.2018 Füssen nach Landsberg

Nun geht es endlich los. Lecker um 7 Uhr gefrühstückt, Fahrrad bestückt, Aufzeichnungsgeräte gestartet und ab gehts.

Ein frischer Start bei 8 Grad. Sehe immerwieder die Alpen mit vielen Schneefeldern. Die Wege sind bestens asphaltiert und ausgeschildert. Das Navi sagt wo ich lang muss und das passt alles. Die Romantische Strasse hat den Namen zu Recht. Herrlichste bayrische Idylle wie auf Postkarten. Kleine wunderschöne Dörfer, Kühe auf den Weiden und einsame Ruhe. 

Sehr wenige Radfahrer hatten die gleiche bekloppte Idee auf dieser Strecke zu fahren. Ich merkte bald warum. Viele kleine und grosse Anstiege zwangen mich zum absteigen. Teilweise bis 10% und das über 800m Länge. Das mit Rad, 30kg Gepäck und mir, zartem Pflänzchen. Diese Strecke, ist die offizielle Strecke des Radweges🙈. Schmale Verbingungsstrasse ohne Seitenstreifen. Glücklicherweise bin ich sehr grell gekleidet das mich niemand übersieht. Insgesamt über 700 Höhenmeter aufwärts ging es heute. 

Das andere Extrem gab es auch. Fast 1000 Höhenmeter abwärts mit bis zu 46km/h. Aber mein Rad „ Wilson“ lässt mich nicht im Stich. 

Ansonsten ruhige kleine Strassen mit sehr wenig Verkehr. 

Nun freu ich mich schon auf eine warme Dusche. Mehr als gerade 15 Grad bei leichtem ständigen Wind waren heut nicht drin. Hauptsache trocken. 

Fotos kommen demnächst dazu. 

Ansonsten bis morgen!


03.05.2018 Landsberg nach Donauwörth

Bei angenehmen 12 Grad ging es heute los. Das wichtigste, trockenes Wetter. Durch viel Wald auf gut befestigten Wegen entlang des Lech und diverser Nebenkanäle.

Immer wieder unterbrochen wird diese natürliche und sehr einsame Strecke mit der Durchfahrt durch typisch bayrische Dörfer. Ein Problem gab es dort, nix zu essen. Teilweise kommen die kleinen Dörfer ohne Gasthaus aus oder öffnen erst ab 17:00 Uhr. 🙈. Edeka sei dank konnte mich ein Bäcker am Leben halten.😂.

Sehr, sehr gute Radwege haben die hier. Hallo Herr OB Zugehör, fahren Sie mal hin und schneiden sich eine Scheibe ab😜👍🏻.

Der Wind bließ an offenen Passagen recht anständig. Dafür blieben die Schiebestücke im Rahmen, wegen der starken Anstiege.

Ein sehr schöne Strecke.

Die schottrigen Waldwege taten dem Hintern nicht so gut, aber da muss ich nun mal durch.

Bevor ich es vergesse, durch Augsburg bin ich heute auch gefahren. Aber für Sightseeing blieb keine Zeit. Von der Firma Feldbinder produzierte Eisenbahnwaggons stehen hier eine ganze Menge rum😉.

In Donauwörth bin ich nochmal in die Altstadt, hübsch und sehr gepflegt. Ein herrliches Eiscafe, lecker!!🤩

Hier wartet die Bundeswehr ihre Transporthubschrauber bei AIRBUS HELICOPTERS. Ich hab sogar welche fliegen sehen, ähm einen. Besser als keiner, nicht wahr „Raketen Uschi“?

So nun genug für heute. Morgen wird es wärmer aber viele eklige Anstiege. Ich hab ja Zeit und muss nicht hetzen.

Dann bis morgen.

All abendlichen Energiehunger stillen der Aufzeichnungstechnik!😜


04.05.2018 Donauwörth nach Feuchtwangen

Die Beine schmerzten noch etwas, aber trotzdem musste ich los. Diesmal extra später, gegen 8:45, damit ich bei der Ankunft nicht wieder sinnlos warten muss bis zum einchecken. Hat auch sehr gut geklappt.

Das Wetter war sehr schön mit viel Sonne, aber noch nicht zu heiss. Der Wind war allerdings wieder sehr störend, vor allem zum Ende des Tages. Die Windgeräusche den ganzen Tag am Kopf und Ohr lassen den Kopf etwas dröhnen.

Landschaft und Dörfer wie bisher auch wie gemalt aus einem bayrischen Reisekatalog. 

Ausschilderung nachwievor sehr gut.

Wege auch alle sehr gut. Auch die reichlichen schottrigen Waldwege und Wirtschaftswege. Leider bei Steigungen und Abfahrten immer schwierig und ein Sicherkeitsrisiko. Da hilft nur der gesunde Menschenverstand und das Wissen man selber und das Material vertragen. Die vielen giftigen und lang gezogenen Steigungen zwangen mich oft zum schieben. Das ist eher etwas für E-Bikes oder MTB. Auf den aspahltierten Abfahrten hatte ich kurzfristig mal 50km/h drauf. Wow, mit dem Auto wirkt das ganz anders, so langsam.

Mit Verpflegung unterwegs sah es wie immer Mau aus. In den Dörfern die eine Gastwirtschaft hatten wird erst um 17:00 gegessen. Konnte auch erst KM 65 nach einer Gelegenheit Ausschau halten, weil da die schlimmen Steigungen erledigt waren. In Dinkelsbühl rettete mich McDonalds vor der Energiekrise.

Die Städte Nördlingen und Dinkelsbühl sind auf jeden Fall einen Besuch wert, wer auf historische Altstädte steht.

Den Todesstoß versetzen mir die letzen 500m vor dem Ziel. Warum müssen Jugendherbergen immer auf einem Hügel liegen? Da musste ich zwischendurch beim schieben pausieren, weil es so steil war. Ist aber als Fahrradweg ausgeschrieben! Für wen? Tour de France?

Aber auch geschafft!

Nun entspannen und schauen was der Tag morgen noch so bringt.


05.05.2018 Feuchtwangen nach Bad Mergentheim

Die Sonne grüsste gleich am frühen Morgen durchs Fenster. Sehr gutes Wetter. Das muss ein guter Tag werden. Das Streckenprofil sieht auf den ersten Blick auch nicht übermässig schlimm aus, auf den ersten Blick!

Zuerst den gestrigen steilen Aufstieg zur Herberge hinunter. Nur fliegen ist schöner. Feuchtwangen mit schönem Markplatz und Ruhe um 9:00 Uhr Samstag morgen.

So geht es wieder über tolle Wege. Der Wind wie immer von vorn, von wo sonst. Aber auch angenehm, sonst wäre es sicher zu warm geworden wäre den Tag über. 

Doch immer wieder kleine kurze Steigungen die ordentlich in die Oberschenkel gehen. Nun noch Strassensperrung in Schilderfürst. Keine Fahrradumfahrung richtig ausgeschildert, da macht sich das Navi bezahlt. Nach einem steilen Anstieg in den Ort, gibt es eine irre lange und rasante Abfahrt über eine Strasse. Der Fahrradtacho zeigte 56km/h kurz an. Da kamen mir einige Fahrradtouristen entgegen. Die taten mir echt leid.

Das nächste Ziel war Rothenburg ob der Tauber. Dahin ging es auch wieder gut bergauf. Die Stadt ist sehr sehenswert. Nun verstehe ich warum so viele Asiaten und andere Touristen dorthin wollen. Eine riesige historische Altstadt. Mit kompletter Stadtmauer. Sehr verzweigt und weitläufig. Wunderschön!

Von da ging es wieder steil bergab. Entlang der Tauber sollte nun der Weg laufen. Da dachte ich das muss ja schön flach sein. Neeee!!! Der Weg hatte nun ein Profil wie die englische Kanalküste, auf und ab. Sehr steil und giftig. Die Beine brannten schon, dass ich immer wieder absteigen musste. Die Wenigsten, die mir begegneten, hatten normale Fahrräder. Immer E-Bikes. Was anderes hätte wenig Sinn gemacht. 30km vor dem Ziel musste ich die Energie auffüllen mit ein Paar Wiener Würstchen und zwei grossen Glässern Sprite. Die Zuckerlimo gibt gut Energie. 

Es waren ab Rothenburg viele Ausflügler unterwegs und damit nicht so einsam.

Auf den letzten Kilometern auch mal Wind von hinten. 

Dann ist Ziel erreicht. Stadthotel Miya. Wunderschön! Nur ein Manko. Ich muss in die zweite Etage, das nach anstrengender 90 km Tour.

Das riesige Zimmer mit herrlicher Ausstattung, habe ich mir dann auch verdient heute.

 

Dann bis morgen!


06.05.2018 Bad Mergentheim nach Würzburg

Die heutige Etappe sollte mit 57km angenehm werden. Das Wetter ist perfekt. Ohne Wolke am Himmel mit frischem Lüftchen. Entspannt ging es wieder los, nach wunderbarem Frühstück im Hotel. Die Landschaft wie immer ein Genuss. Die Strecke ging in durch Tauberbischofsheim. Eine wunderschöne Stadt, sehr Radfahrerfreundlich. Die Altstadt ist auch sehr schön und gepflegt. 

Die Strecke steigt nun sanft und dann stetig an. Nun wird es anstrengend. Langgezogen geht es immer höher. Das zieht in den Oberschenkeln. Irgendwann ist es nicht mehr durch das Treten, in die Pedale, zu regeln. Also wieder absteigen angesagt. Nach einer langen Schiebestrecke ging es steil bergab. Da musste ich echt aufpassen, nicht die Kontrolle zu verlieren. So ging es bis zu einer Autobahnüberfahrt. Auf der anderen Seite das gleiche wieder bergauf. Boah das schlaucht!

Im nächsten Ort musste ich erstmal eine Mittagspause einlegen. Das hatte ich gebraucht.

Nun noch 10km bis zum Hotel, quer durch die Altstadt von Würzburg. Bei dem Wetter von Touristen überlaufen!

Da morgen Ruhetag ist, wird heute noch im Waschsalon, die Wäsche gemacht. Morgen Sightseeing!

Bis dann ihr Lieben!


08.05.2018 Würzburg nach Weichersbach (Sinntal)

Aufgrund der warmen Wettervorhersage hatte ich mich entschlossen, heute schon um 8:00 Uhr zu starten. Die Streckenplanung zeigte keine grösseren Schwierigkeiten, bis auf einen allmählichen Anstieg im Sinntal am Ende.

Der Weg begann mit breiten Radwegen, durch sehr schattige und angenehm kühle Waldpassagen. Immer den Main im Blick mit seinen Schiffen und vielen Schleusen. Über die Brücke ging es bei Karlstadt, mit einem Ausblick auf eine kleine Burgruine.

Weiter ging es nach Gemünden, wo ich in das Sinntal abbog. Bei einem kleinen Flüssigkeitsnachschub in der Ratsschenke, ging es weiter in das Sinntal und hinein nach Hessen. Der Sinn ist wirklich nur ein Flüsschen. Mit dem Kajak sicher witzig zu fahren, mit kleinen Stromschnellen.

Auch hier ist der Radweg sehr gut ausgeschildert, mit dem hessischen Landeswappen und R2. Teilweise nagelneu asphaltiert, gibt es nichts zu beanstanden. Aufgrund meiner eigenen Routenplanung verließ ich wenige Male den Weg, um unnötige Steigungen zu vermeiden.

Angekommen in meinem Zielort, war wieder einmal niemand zu erreichen, um in die Unterkunft zu kommen. An die angegebenen Telefonnummern ging niemand ran. Mein Glück, um die Ecke ist der Gashof zum Stern. Mustafa, der Besitzer, ist sehr freundlich und konnte sofort sämtliche Probleme lösen, indem ich in seinem Gasthof übernachte. Leckere Pizza Döner Hawaii gab es, mit Schafskäse. Eine äusserst leckere Variante. Frühstück bietet er leider nicht an. Dafür hilft er mir morgen früh meine Strecke anzupassen. Ich hätte von hier, auf den ersten 9km zwei sehr harte und steile Anstiege mit mehr als 300 Höhenmeter bewältigen müssen. Das ist früh am Morgen und auch ohne Frühstück etwas schwierig und tödlich für die restliche Etappe. Deshalb fährt er mich in den nächsten Ort, damit ich von dort starten kann. Sehr, sehr nett!


09.05.2018 Weichersbach nach Bad Hersfeld

Der Tag fing sehr erfreulich an. Mein Wirt Mustafa ersparte mir die zwei irren Anstiege gleich früh am Morgen. Er fuhr mich samt Rad ein paar Dörfer weiter. Hinter Heubach setzte er mich ab und von dort startete ich den heutigen Tag. 

Für das Frühstück musste ich etwas improvisieren. Das bot die Unterkunft nicht an. Aber hier ist die Versorgung mit Geschäften und kleinen Supermärkten, auch im dünn besiedelten Gebiet, wesentlich besser als am Touranfang in Bayern. Da habe ich mir zwei Brötchen, ein paar Minisalamis, einen Apfel und einen Multisaft geholt. Auf der nächsten Bank mit Ausblick auf Uttrichtshausen habe ich dann entspannt gefrühstückt. 

Frisch gestärkt ging es dann erst richtig los an diesem Tag. Es ging immer mal wieder auf und ab, allerdings ohne schlimme Steigungen. Zwei mal war der Radfernweg gesperrt, wegen Sanierung, aber die Ausweichstrecke war immer gut gekennzeichnet. 

Es lief sehr flüssig lang hin. Ich streifte Fulda bewusst, um nicht durch den Trubel zu müssen. Ein anderer Radtourist hatte sich durch Fulda führen lassen mit Karten und Navi. Das war ein Fehler, berichtete er mir später. Ihn traf ich noch ein ums andere Mal. In Schlitz gönnte ich mir ein paar Kartoffelpuffer zum Energie aufladen. 

Allmählich wurde das Wetter sehr warm und ich fand es auch etwas drückend. 

Felder, Wiesen und Wald säumten den Weg, immer in Reichweite der Fulda. Der Fuldaradweg begleitete mich fast von Beginn an heute. Das wird er auch noch bis an die Mündung zur Weser. 

Kurz vor dem Ziel traf ich nochmal den anderen Radtouristen auf meiner Strecke. Ein gebürtiger Mecklenburger, welcher noch bis zur Insel Pöl möchte. Tauschten uns etwas über Erfahrungen mit Navigation und schon erlebten Radtouren aus.  Er wollte aber noch weiter als ich und verabschiedete sich bald.

Die JH Bad Hersfeld ist sehr gut in Schuss, gepflegt und hat Checkin von 10:30 bis 20:00. Perfekt! Keine Wartezeit. Sogar ein Handtuch im Verleih. Das passt sehr gut. Nachher noch Abendessen und dann ist der Tag auch gelaufen. 

Es ist Halbzeit meiner Tour. 748km habe ich schon geschafft, von geplanten 1220km. 

8 Etappen kommen noch!

Also bleibt mir gewogen für die restliche Zeit. 


10.05.2018 Bad Hersfeld nach Kassel

Nach dem kräftigen Gewitterregen von gestern Nachmittag, sah Bad Hersfeld wie eine Waschküche aus. Erfrischte, neblige Luft und Dunst bestimmte die erste Stunde heute morgen. 

Aufgrund der schlechten Wetterprognose, mit Gewittern ab Mittag, startete ich kurz nach 8:00 Uhr. Beim Start sah ich noch einen kleinen Lutherzwerg vor der Herberge stehen. Der stammt aber nicht aus Wittenberg. In Worms und Bad Hersfeld waren zur gleichen Zeit auch welche installiert gewesen. Der Wirt hat den kleinen dann günstig geschossen.

Nun aber los, auf gewohnt guten Wegen des R1 Radweges Hessen (Fuldaradweg). Der Nebel und Dunst verschwand alsbald und blauer Himmel und Sonne zeigten sich. Nur weit im Westen begannen sich weisse Wolkenberge aufzutürmen. Deshalb trat ich kräftig in die Pedale, um schnellstmöglich mein Ziel zu erreichen. Dabei kam ich durch die kleine Stadt Rotenburg an der Fulda. Schönes altes Fachwerk und passende alte Brücke. Kurz darauf das Gegenstück mitten in der Landschaft, die ICE-Trasse nach Fulda. Ein gewaltiges Stück Beton im Tal. Imposant, das muss man schon sagen.

Dann gab es eine Flussquerung der anderen Art. Eine Seilfähre. Ein Korb, über Rollen auf einem Seil hängend, welcher mit Muskelkraft über ein Rad bewegt werden kann. Eine junge Frau hatte die gleiche Idee und so kurbelten wir uns zusammen hinüber. Etwas mühselig, aber witzig und mal was anderes. Wir unterhielten uns bei der Überfahrt. Sie will noch mit dem Rad nach Kopenhagen über Berlin und Hamburg. Durch unsere Lutherstadt Wittenberg wollte sie dabei auch fahren. Da bin ich also doch nicht der einzige Bekloppte mit solch Mörderstrecken. 

Nun ging es noch durch Melsungen. So viel schönes und gut gepflegtes Fachwerk, habe ich selten gesehen. Bildschön!

Lange verweilen ging nicht. Ich entschloß mich noch weiterzufahren. Das Wetter wurde aber zunehmend schlechter. Im Rücken grummelte schon das Gewitter. Zügig erreichte ich Guxhagen und peilte den Bahnhof an. Regen macht mir nix aber mit einem Gewitter ist nicht zu spassen. Deshalb brach ich an dieser Stelle die Etappe ab. Auf dem Bahnsteig war ich auch nicht allein. Ein junges Paar aus Kassel hatte den gleichen Gedanken wie ich. Über die Fahrräder kamen wir schnell ins Gespräch. Er bot mir an auf seinem Zugticket mitzufahren, weil er immer eine Begleitperson mitnehmen darf. Seine Frau hatte das Gleiche. Sehr nett und so konnte ich ein Extra-Ticket sparen. In der Bahn tauschten wir uns über technische Sachen der Räder und Sehenswürdigkeiten von Kassel aus.

Im Hauptbahnhof angekommen, war die Herberge quasi um die Ecke.

Dann noch schnell, nach der Dusche, in den Waschsalon. Es war schon wieder Zeit.

Morgen guck ich mal ein wenig in Kassel rum, was es so Schönes gibt.

Bis zur nächsten Etappe.


12.05.2018 Kassel nach Höxter

Kurz vor acht Uhr ging es heute los. Damit ich aus der Stadt rauskomme bevor sie erwacht. Kaum ist Kassel hinter mir, beginnt der Weg wieder mit vielen Wald- und Wiesenpassagen. Die Fulda fliesst durch diverse Staustufen nur langsam dahin. In Hann. Münden kommt die Werra hinzu und die Weser entsteht. Von nun an bin ich auf dem Weserradweg unterwegs. Die Qualität ist nach wie vor sehr gut. Ab10 Uhr kommen die Tagesausflügler mit dem Rad dazu. Der Weg wurde teilweise sehr voll. Auf der Weser finden sich auch immer mehr Wassersportler.

Das Weserbergland ragt auf beiden Seiten des Flusses in die Höhe. Die Route heute ist wieder sehr eben und dadurch schmelzen die km nur so dahin. Nach etwas mehr als gefahrenen 70km ist es erst 12:00 Uhr, Pause. In Bad Karlshafen kehrte ich ein und gönnte mir ein ausgiebiges Mittagsmahl.

Danach war der Rest nicht mehr schwierig. Das Wetter war ideal. Hin und wieder ein Wölkchen damit die Sonne nicht so brennt.

So, noch 6 Etappen und dann ist meine Tour wieder vorbei.

Also bis dann.


13.05.2018 Höxter nach Hameln

Boah, war das früh am Sonntagmorgen. 07:45 Uhr startete ich in Höxter, welches noch im Tiefschlaf lag. Vorbei am Schloß Corvey ging’s wieder entlang der Weser. Wach waren nur einige Hunde, welche Herrchen aus dem Bett geworfen haben. Angler waren, wie auch schon die letzten Tage, auch reichlich vorhanden. Am gestrigen Tage traf ich in Höxter auf den Europaradweg R1. Diesen bin ich ja schon vor ein paar Jahren in gleicher Richtung gefahren. Ein bekanntes Wegstück also. 

Durch Holzminden hindurch ging es weiter. Kurz nach dem Ort trennte sich der R1 wieder vom Weserradweg und neues Terrain lag vor mir. Immer die Zeit im Nacken, trat ich kräftig in die Pedale. Die angenehme Kühle des Morgens war herrlich und wunderbar zum Fahren. Unter einigen Wolken zeigte sich nun auch die Sonne. 

So nach und nach erwachte das Umfeld der Weser. Anderer Radfahrer begegneten mir, erste Paddler waren zu sehen und die Sonne begann zu strahlen. 

Der Weg füllte sich immer mehr. Ich fuhr durch Bodenwerder, der Münchhausenstadt. Steht zumindest am Ortseingang. Der Weg führte quer über diverse Campingplätze. Da saßen viele Menschen kurz vor 10 beim Frühstück und ich hatte schon 40 km hinter mir.

Das Weserbergland ist wirklich immer wieder schön anzusehen. Es erinnert mich sehr an das Elbsandsteingebirge an der Elbe. Felsige und schroffe Hänge und stark bewaldete Hügel. Irgendwie ein bisschen schön! ;-)

Das Kernkraftwerk Grohnde grüsste schon von weitem, mit seinen mächtigen Kühltürmen. Da war nun Hameln nicht mehr weit. Mit einer halben Stunde Pufferzeit, kam ich an der Herberge an.

Einchecken geklappt, duschen und ab in die Stadt nach Ratten suchen! ;-)  Es ist eine wirklich schöne Altstadt, mit vielen Gassen und sehr vielen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern.

Es braut sich etwas zusammen im Osten, da gehe ich besser langsam wieder Heim.

Das wars für heute!


14.05.2018 Hameln nach Porta Westfalica

Ein späterer Start heute schadet gar nichts, denn die Etappe ist nur 64km lang. Kein Termin zum Einchecken oder erwartete Wetterkapriolen, lassen mich die Fahrt gemächlich angehen. Allein ging es durch die Wiesen auf guten Wegen. Das Wochenende ist vorbei, deshalb ist die Strecke viel leerer als die Tage vorher. Allerdings mehr Radwandertouristen wie ich, treffe ich auf der Strecke. Der Eine oder Andere auch schon am Vortage bekannt, überholte ich wieder. Ein lustiges Wechselspiel. 

Ein interessantes Fundstück am Wegesrand tauchte mehrfach auf. Die Radlertränke des Vertrauens. Vom Tee, Kaffee bis zu kühlen Getränken ist alles da. Dazu die Kasse des Vertrauens. Tolle Idee!

Weiter ging es, vorbei am Werre - Weser - Kuss. Dann eröffnet sich der Blick auf das Wiehengebirge. Teil des Weserberglandes, liegt das Gebirge wie ein riesiger Sperrgürtel zur Norddeutschen Tieflandsbucht da. Imposant ist diese hochaufragende Gebirgsformation. Am Durchbruch der Weser durch den Gebirgsgürtel, thront auf der Spitze das Kaiser Wilhelm Denkmal. Nun bin ich schon an meinem Ziel.

Dann bis morgen!


15.05.2018 Porta Westfalica nach Hoya

Zum 12. Mal die Taschen auf meinen treuen Gefährten „Wilson“ packen. Flaschen füllen, einstecken. Die Navigationselektronik montieren und externe Stromversorgung anschliessen. Mittlerweile völlige Routine. Nun alle Aufzeichnungen starten, Navi gestartet, Kamera über die Schulter gehängt und los gehts. Da ist es mal Zeit Euch den „Wilson“ vorzustellen.

Ja so sieht mein Betätigungsfeld die meiste Zeit des Tages aus. Die Naviapp des Handys macht das Fahren um vieles einfacher. Kein lästiges Karten lesen, ständiges umblättern und raten, wo man sich auf der Karte befindet. Ein echter Fortschritt, welchen ich nicht missen möchte.

 

So nun zum heutigen Tag. Wetter wieder tadellos. Ab und an eine Wolke das es nicht zu heiss von oben brennt. Durch das offene Gelände mittlerweile auch oft ungehinderte Angriffsfläche für den Wind. Aber alles im Rahmen.

Am Anfang ging es in nur 3-4m Abstand zur Weser nach Minden zum Wasserstrassenkreuz zwischen Weser und Mittellandkanal. Ein riesiges Bauwerk mit 2 grossen Stahlwannen über die Weser mit angrenzenden Schleusen. Nicht die Letzten heute.

Seit Porta Westfalica ist die Landschaft wie geplättet mit einem Schlag. Kein Berg, geschweige denn Hügel zu sehen. Meist nur Felder mit spärlichen Baumalleen. Hin und wieder ein kleines Waldstück. Eine wirklich krasse Veränderung so plötzlich.

Genauso stark ist die Veränderung der Architektur. Erste Reetdächer sind zu sehen. Viel deutlicher ist es in den kleinen Dörfern entlang des Weges. Fast nur rotbraune Klinkerbauten. Die älteren noch wirklich mit Klinkersteinen gebaut und die neueren verklinkert. Sehr schön anzusehen und wirkt sehr homogen und zusammenpassend. Auch alles sehr gepflegt. Fantastisch anzusehen!

Der Weg ist nach wie vor sehr gut ausgeschildert, manchmal auch etwas überladen (siehe Fotos). Die Qualität des Weges hat seit Hessen schon, streckenweise, stark nachgelassen. Ist noch immer ok, aber bei mancher Passage, hat jemand am Reissbrett gesagt: „Ist Radweg, Alder!“. Nur so kann ich mir das „historische Pflaster“ mitten zwischen Feldern oder Feldrändern erklären. Aber ich meckere da auf hohem Niveau. Ich kenne schlimmeres aus meiner Heimat.

Etwas schade finde ich, dass der Weg zeitweise immer weiter weg führte von der Weser. Als Weserradweg stelle ich mir das etwas anders vor. In den grösseren Städten wird viel für die Radfahrer getan. Abgegrenzte Streifen auf der Strasse oder Kombi aus Fuss und Radweg. Halloooooo Lutherstadt Wittenberg, angucken und abschauen, was mit einfachen Mitteln machbar ist.

Nach etwas mehr als 90km ist der Tag auch geschafft. Noch 3 Etappen zu fahren. Der Hintern sagt dann sicher: „Danke“. 

Also bis morgen!


16.05.2018 Hoya nach Bremen

Die beste Nachricht des Tages, es bleibt trocken. Früh morgens roch es allerdings sehr erfrischt, als ob es in der Nähe geregnet hätte. Herrlich! Ansonsten verlief das heutige Teilstück nicht sonderlich spektakulär. Die Beschaffenheit der Wege war, wie schon gestern, verbesserungswürdig. Die meiste Tristesse zeigte sich heute, in dutzende, eintönigen, kilometerlangen Geraden. Boah, das nervt, wenn man noch nicht mal das Ende der Gerade sieht. Praktischerweise waren solche Strecken über offenes Feld, wo der gute Wind, sein Übriges dazu tat. Wenig Abwechslung fürs Auge, nur wenn es mal zu einer Dorf Durchfahrt kam. Diese sind nach wie vor sehenswert, mit ihren alten Scheunen aus rotem Ziegel, wundervollem Fachwerk und uralten Inschriften. Meist alles sehr gut gepflegt. Leider kam dies nur selten vor heute.

Die Spannung und der Charme des Radweges blieben weitestgehend auf der Strecke. Den Fluss bekam ich nur gelegentlich zu sehen, beim Kreuzen über eine Brücke. Sonst eher gar nicht. Erst in Bremen verlief der Radweg genau auf dem Deich. 

Den Trubel der Großstadt habe ich erstmal geschafft und meine Jugendherberge erreicht, direkt an der „Schlachte“. Wurde mir gesagt, das ist „die“ Promenade Bremens.

Dann erhole ich mich morgen und guck mal nach den Bremer Stadtmusikanten und was sich noch so findet. Genau gegenüber, über der Weser, ist die Becks Brauerei. ;-)

Dann bleibt fröhlich. 


18.05.2018 Bremen nach Bremerhaven

Gestern, am Ruhetag, war es sehr windig. Hatte gehofft, dass es heute nicht so schlimm wird. Mmmh, naja nicht ganz so schlimm. Aber der Wind war immer noch kräftig. Dazu kamen noch frische 9 Grad am Morgen. Beides zusammen, gab eine unangenehme Mischung. Als ich gerade aus Bremen raus war, hielt ich es nicht mehr aus und zog mir zusätzlich eine Jacke drüber. Der Wind pfiff aber so unangenehm, dass selbst die, gut beschäftigten, Waden und Oberschenkel auskühlten. Nun musste die, windundurchlässige, Regenhose ran. Jaaaa viel besser.

So gerüstet konnte es weiter gehen. Zunächst auf dem Deich und teilweise direkt am Flussrand. Naja, was noch da war. Es herrschte Niedrigwasser die meiste Zeit. Toll, ich komme und das Wasser ist weg. Typisch! ;-)

In Lemwerder konnte ich einen Blick in die Werft erhaschen. Da lag eine kleine, bescheidene Jacht im Dock. Welch ein Kahn!

Von nun an bekam ich wieder nicht mehr viel vom Fluss zu sehen. Wieder kilometerlange Geraden hinterm Deich oder noch weiter landeinwärts.

Dafür konnte ich die „Deichpfleger“ die ganze Zeit bewundern und mich mit Ihnen unterhalten. Lustiger Zeitvertreib!

Wegequalität war streckenweise auch etwas gewöhnungsbedürftig. Im Grossraum Nordenham muss jemand, der für Fuss- und Radwege verantwortlich ist, eine gute Verbindung zu einem Pflasterbetrieb haben. Es ist ja die teuerste Art Wege zu machen, aber scheint hier niemand zu kümmern. Das Vibrieren nervt aber tierisch nach einiger Zeit. Da die Steine teilweise sich absenken oder vom Regen ausgewaschen, unterspült wurde, ergeben sich Absenkungen, Wellen und Löcher. Diese Schläge sind hart und großteils schlecht zu erkennen.

Nun ja, genug des Klagens. Die Fähre nach Bremerhaven ab ich erreicht. Auf dem Wasser bekommt man einen kleinen Einblick in die riesigen Hafenanlagen. Kein Vergleich mit Bremen. Die Stadt grüsst mit einem merkwürdigen oval gerundetem Objekt oder Haus. Es ist das Klimahaus 8 Grad. Sieht komisch aus, aber man muss hingucken.

Nun noch durch die Stadt schlängeln. Wieder für Radfahrer abtrennte Streifen auf der Fahrbahn, überall. Respekt!

So nun zum letzten Mal selber Bett machen im Jugendgästehaus. Kräfte sammeln und aufwärmen für den letzten morgigen Abschnitt.

Also bis morgen!


19.05.2018 Bremerhaven nach Cuxhaven

Zum letzten Mal die Packtaschen füllen, an den zuverlässigen „Wilson“ montieren, die Elektronik starten und los geht es zum letzten Abschnitt meiner langen Reise. Das Wetter ist ideal, etwas Sonne und ein paar Wolken. Leichter Rückenwind treibt mich voran, vorbei an Verladeanlangen am Deich entlang. Wen wundert es, Wasser weg. Der Weg ist sehr gut und wechselt vor und hinter den Deich. Die Pfingstausflügler werden langsam mehr, ich bin nicht mehr allein auf dem Weg. Ein Blick auf die See zeigt schon die Schiffe von und aus Cuxhaven und Hamburg. Kleine und grosse. 

Je näher ich meinem Ziel komme, der Kugelbake, werden die Menschenmassen immer mehr, zu Fuß aber meist per Pedes. Jetzt bloß nicht nur noch einen Zusammenstoß so kurz vor dem Ende.

Da sehe ich Sie, die Kugelbake. Der nördlichste Punkt Niedersachsens. Welch eine Erleichterung. Ziel erreicht, gesund und alles hat geklappt. Es fehlen nur noch ein paar Kilometer bis zum Hotel. Dann nur noch entspannen!

Es war wunderschön, interessant und lehrreich. Ich habe vieles gesehen und erfahren über unser schönes Deutschland bei der Fahrt von Süden nach Norden. 

Die Fahrt war lang und anstrengend, aber sehr schön.

Ich hoffe es hat Euch gefallen, daß Ihr mir folgen konntet bei meiner Reise. 

Wenn Ihr wollt, folgt mir dann beim nächsten Mal wieder.

Bis dann!

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